Oans, zwoa, g’suffa: 186. bajuwarisches Kollektiv- und Wettsaufen hat begonnen

Oktoberfest

Sind die Dirndl gut gefüllt, nimmt man's bei der Maß nicht so genau - Bildquelle: pixabay.com

Die gute Nachricht gleich vorweg: Münchens OB Dieter Reiter (SPD) brauchte auch diesmal nur zwei Schläge, um den Zapfhahn in das erste Fass zu dreschen: O’zapft is!

Weniger amüsant fand es eine 18-jährige Engländerin, dass sie nur zehn Minuten später von den Sanitätern als erste Bierleiche registriert werden musste. Gute Besserung – oder auf weltmännisch-bayerisch: Get well!

Wie überhaupt auch diesmal davon auszugehen ist, dass viele der mehr als sechs Millionen erwarteten Besucher dieses Volksbesäufnisses, die sich in Zelten mit bis zu zehntausend Mitsäufern darum rangeln, knapp elf Euro für eine Maß Bier loszuwerden, auf zupackende Helferhände angewiesen sein werden.

Der Grund für das Massenbesäufnis geht auf ein Pferderennen zurück, dass am 17. Oktober 1810 aus Anlass der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese stattfand. So gesehen, hat sich der Anlass für das Fest eigentlich längst überlebt, und einen ernsthaften Grund, die Festivitäten Jahr für Jahr auch heutzutage noch zu veranstalten, gibt es wirklich nicht.

Wäre da nicht die runde Milliarde Euro, die unsere bayerischen Freunde ihren Gästen in den kommenden gut zwei Wochen aus der Tasche zu ziehen gedenken. Denn das für seine Geschäftstüchtigkeit berüchtigte, von manchem auch als diebisch und verschlagen beschimpfte Bergvolk am Rande der Alpen mag diesen Wirtschaftsfaktor nun mal nicht missen.

Und so begibt man sich auch in diesem Jahr wieder auf die Jagd nach Rekorden: Die 13.000 Wiesn-Beschäftigten werden an 6,3 Millionen Besucher 7,5 Millionen Liter Bier verkaufen, und zwar für bis zu 11,80 Euro pro Maß. Die Maß enthält regulär einen Liter. Aber hierbei handelt es sich mehr um eine unverbindliche Empfehlung, nach der sich niemand richtet, woraus sich eine Ertragsoptimierung auf bajuwarische Art ergibt, die auf eine geschätzte Ausbeute von eher 8,5 als 7,5 Millionen Maß hinausläuft. Während der zweieinhalb Wochen verbraucht die Wiesn so viel Strom wie 1.100 Haushalte in einem Jahr.

So ließe sich jetzt fortfahren. Man könnte die Zahl der Bierleichen addieren und die gleich hinter den Festzelten gefundenen Fäkalien quantifizieren: Es würde sich aber niemand davon abschrecken lassen, nach München zu reisen. Darum hier einfach nur ein herzhaftes Prosit! Oans, zwoa, g’suffa!

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