„Chaosmos“

Chaosmos

von Roberto Matta

Roberto Antonio Sebastián Matta Echaurren (* 11. November 1911 in Santiago de Chile; † 23. November 2002 in Civitavecchia, Italien) war ein chilenischer Architekt, Bildhauer und Maler, der von 1937 bis 1947 und erneut ab 1957 der Gruppe der Surrealisten angehörte.


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Technische Angaben

Werktechnik, Material

Skulptur, Bronzeguss auf Basaltlavasockel

Maße

180 x 92 x 38 cm, Sockel 80 x 60 x 40 cm

Kurzbeschreibung

Chaosmos 3/8, Werkverzeichnis Nr. 70/10 – Ein aufrecht stehender Bronze-Hohlkörper mit mundartiger Öffnung und vergoldeten kugelförmigen Applikationen, die über den amorphen Körper verteilt sind. Die Skulptur steht auf einem 80 cm hohen Steinsockel.

Zeitangabe

Entwicklung 1970, Gussexemplar 3/8, 2001

Inhaltliche Beschreibung

Chaosmos tritt uns als eigentümlich zoomorph erscheinendes Gebilde von polypenhafter Körperlichkeit entgegen, dessen offensichtliche Hohlheit mit seiner abwechslungsreichen Oberflächengestalt deutlich kontrastiert. Tatsächlich scheint dieser Körper nur aus Wandung zu Bestehen, die weich und wechselhaft quellend, geöffnet und durchkreuzt eindrücklich lebt. Ohne Stehvermögen folgt sie – nur flüchtig festgemacht – einer großen allgemein fließenden Bewegung. Auf der wechselhaft an- und abschwellenden Oberfläche sitzen, wie zufällig verstreut, kleine, an den vorspringenden Formteilen goldglänzend schimmernde, kugelförmige „Parasiten“ und schauen uns als roßgesichtige Wesen an. Sie sind viel konkreter in Form und Blick als das große Gebilde selbst und wirken ornamental vereinfacht und funktionalisiert, in Gestalt und Ausdruck wie kleine Blutegel etwa auf der großen Fläche eines muskulösen Männerrückens. Tatsächlich zeigt das Polypenwesen anthropomorphe Züge, ein übergroßes Gesicht mit riesig breitem Maul über einem winzigen Oberkörper und noch kleineren verkümmerten Beinen. Eben das, was unsere Körperlichkeit kennzeichnet, Selbständigkeit, symmetrische Bildung, Konstruktivität und Proportion, fehlen dieser Plastik ganz. Scheinbar zufällig, wenn auch sehr eindrücklich, wird über den großen, ausgeprägten „Gesichtsausdruck“ der anthropomorphe Zug vorgebracht. An olmekische Greisenkinder der vorkolumbianisch-mittelamerikanischen Kultur erinnert diese plastische Kombination unterschiedlicher Leiberscheinungen. Das greisenhafte Baby oder der babygesichtige Greis überspringen die Zeitabläufe im einfachen Sinne und werfen den Gedanken an eine Gleichzeitigkeit des Vergehens und Werdens auf. Als Gestaltung im transitiven Sinne sollte man diese Plastik auffassen. Das generative Moment liegt nicht nur im Aufeinandertreffen unterschiedlicher Körper, sondern im Körperlichen selbst als einem von unterschiedlichen Momenten durchdrungenem werdenden Bild, das wesentlich Vorgang und Erscheinung ist.

zit. aus: Joachim Peter Kastner, Matta – Chaosmos in der Skulpturensammlung Viersen, Hrsg. Verein für Heimatpflege e.V. Viersen 2002

Organisatorischer Rahmen, Eigentümer

Stadt Viersen, Skulpturensammlung des Verein für Heimatpflege e.V. Viersen

Kooperationen

Hersteller: Fonderia Bonvicini, Caselle di Sommacampagna, Italien Sockel Herstellung und Aufstellung: Adorf, Natursteinwerk Kottenheim

Quelle

PublicArtWiki


Bildergalerie

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