Als Viersener „Normalbürger“ habe ich mich lange Zeit nicht viel darum geschert, welch seltsame Gebilde ich auf meinen täglichen Wegen durch die Stadt regelmäßig passierte. Diese Gleichgültigkeit hatte auch damit zu tun, dass ich keine Affinität zu zeitgenössischer Kunst habe, es mir ganz allgemein an Wissen über und vor allem auch an Verständnis für die Objekte auf den Grünflächen in der Viersener Innenstadt fehlt.
Wie oft habe ich mich gefragt, warum die Blechmännchen im Casinogarten nahe der Bahnhofstraße zusammengekettet im Kreis auf der Wiese herumstehen? Die „Wächter der Kinder“ schuf Anatol Herzfeld, ein wohl ziemlich bekannter Neusser Beuys-Schüler, wie ich inzwischen weiß.
Dass ich mit meiner desinteressierten Grundhaltung nicht allein bin, zeigt sich immer wieder auf’s Neue, in Gesprächen mit Bekannten ebenso wie bei Streifzügen durch das Internet. Eine Userin bedachte die Google–Seite der Skulpturensammlung zum Beispiel mit einer negativen Ein-Sterne-Bewertung und begründete das damit, dass sie die Sammlung „noch nicht genau gesehen“ habe. Die Logik hinter der Handlungsweise, etwas schlecht zu finden, was man gar nicht kennt, will sich mir zwar nicht erschließen, aber die Reaktion scheint bezeichnend zu sein für die Unkenntnis vieler Mitbürger.
Irgendwann stieß ich auf einen Bericht in der „Zeit“ aus dem März vergangenen Jahres. „Gestrandet in Viersen? Da wollten Sie nie hin? Jetzt sind Sie nun mal da!“ beginnt die liebevolle Reportage von Cosima Schmitt. Ich fühlte mich bestätigt in meiner unterschwelligen Empfindung, dass da mehr sein muss, dass es sich lohnen könnte, einmal etwas näher hinzuschauen.
Bereits vorher hatte ich damit begonnen, die Skulpturen, die für mich ja allesamt bequem in ein paar Minuten zu Fuß erreichbar sind, zu fotografieren und in einem Album in meiner Cloud zu sammeln. Die Web-Domain obin.de hatte ich noch aus früheren Zeiten, sie war inziwschen ungenutzt. Warum also nicht das Material einfach einmal dort ein- und all jenen zur Verfügung stellen, die ähnlich unbedarft sind? Das Resultat gefiel mir, und ich begann damit, einzelne Fotos auch auf einer Instagram-Seite zu posten.
Wer einmal erlebt hat, was zum Beispiel „Optimus II“ mit einer einfachen Handy-Kamera anzustellen vermag, der versteht mich.
Inzwischen zeigte sich der Viersener Heimatverein, selbst mit einer Präsentation der Viersener Skulpturensammlung im Netz präsent, wenig begeistert von dem Ergebnis meines Tatendrangs, weshalb ich obin.de offline gestellt habe. Aber wenigstens einen Teil meines Bildmaterials will ich hier innerhalb meines persönlichen Webauftritts verfügbar machen.