„Kaspar“

Kaspar

von Karl Horst Hödicke

(* 21. Februar 1938 in Nürnberg) ist ein deutscher Maler. Er gilt „als einer der Wegbereiter des deutschen Neoexpressionismus […] und als einer der wichtigsten Anreger der sogenannten Neuen Wilden und – neben Baselitz, Immendorff, Lüpertz, Koberling und Penck – als bedeutender Vertreter der Neuen Figuration.“


Mehr über Karl Horst Hödicke

Ort

Viersen, seitlich vor dem Haupteingang des Kreishauses/gegenüber der Städtischen Galerie, Rathausmarkt 1, 41747 Viersen

Technische Angaben

Werktechnik, Material

Bronzeguss, Gußexemplar 2/6

Fünfteiliger abgetreppter Sockel aus Calques de Vinalmont

Maße

Höhe (ohne Sockel) ca. 230 x 80 x 80cm (H x B x T)

Sockel: ca. 40 x 200 x 200cm (H x B x T)

Kurzbeschreibung

Erste Plastik von K.H. Hödicke im öffentlichen Raum

Zeitangabe

1985

Inhaltliche Beschreibung

Die bronzene Bildsäule Kaspar besteht aus einem tektonisch kubischen und einem anthropomorph körperlichen Teil. Beide Teile sind vertikal zu einem Gebilde auf- und ineinandergestellt. Der figürli-che Teil ist zwar in den Aufbau der Bildsäule integriert, aber sprengt er deren Form und Vertikalität oberhalb der Mitte vehement auseinander. Auf einem dreiteiligen, aus versetzt übereinandergestell-ten, unregelmäßigen Kuben gebildeten Unterbau thront ein dicker Kugelbauch. Wurstige babyhafte Beine klammern sich an die Kanten des dritten Kubus.

Auf dem Kugelbauch liegt eine flache, zweiteilig geöffnete Schachtel als Oberkörper, dessen vertika-le Seiten in drei Richtungen hin zu großen, flachen Handarmen wie Wegweiser verlängert sind. Die gespreizten häßlichen Finger verstärken den Eindruck eines expressiv auseinandergerissenen Kör-pers. Der oben liegende vierte Kubus ist Träger und Behältnis eines in drei Gesichtern erscheinenden Kopfes einerseits und andererseits eine geschlossene Weiterführung des Bildsäulenaufbaus im Gan-zen. Über dem geöffneten Oberkörper liegt das „Hauptgesicht“: eine im Flachrelief geformte Maske mit „gesenktem“ Blick und kreisrund geöffnetem Mund.

Das Hauptgesicht weist zwar auf eine Hauptgesichtseite hin, zugleich aber wird man schnell dazu verleitet, die Bildsäule zu umschreiten, den Körper und die Bauform der Säule und das Zusammen-gewachsensein beider zu ergründen, Gesicht und Ausdruck aus anderer Sicht neu zu suchen. Beim Umgang um die Säule erschließt sich erst, wie sehr die Plastik ihrerseits das Rundum, die Drehung der Körper und Flächen, den Wechsel der Ansichtsseiten spielerisch entfaltet. Entstanden ist die Bildersäule durch ein Übereinanderstellen verschiedener Hohlkörper und eine sie kaschierende Ü-berarbeitung mit Gips und anderen stabilisierenden Materialien.

Die dabei auftretenden Schlieren und Spuren im weichen, aber schnell erstarrenden Gips erzeugen die durchaus malerisch zu nennende Oberflächenwirkung. Sie wird durch die Bronze getreu abge-formt. Die ‚tache‘, der fleckenartige Anwurf des Materials, und ihre manuelle Vertreibung bleibt ambi-valent aufzufassen: einerseits ist sie Spur und Ausdruck einer freien Aktion, andererseits funktioniert sie als Teil eines Vorgangs der Körperbildung, also gegenständlich präzisierend. Der Körper wird durch die Materialarbeit an der Oberfläche einerseits gebildet und bestimmt, andererseits aber über-deckt und überspielt. Es geht Hödicke nicht allein um diesen Körper, sondern zugleich um das, was ihn wie eine Haut oder wie Schlamm überdeckt und beweglich umspielt.

In der Bronzeplastik wird diese ‚Haut‘ abermals mit einer ‚fremden‘ Struktur überschüttet, der grünen Patina, die, künstlich erzeugt, ihre eigenen Verläufe und Flüsse hinterlässt. Das Verhältnis von ge-genständlicher Körperlichkeit und freier malerischer Aktion prägt Hödickes Werk generell. Meine individuelle Eigenart, meine ganz persönliche Verrücktheit, hat mich bewogen, Gegenstände darein fallen zu lassen wie in einen Farbsumpf. Und die tun dann was. Die wollen verarbeitet werden . . . Der Gegenstand als das absolut andere, als der Fremdkörper in einem an sich gegenstandslosen Fluss von Farbe, einer Bewegung von Materie auf einer Fläche … In dieser Differenz entfaltet sich Hödickes Werk als ein Paradigma für die Möglichkeit von Bild überhaupt.

Quelle: Joachim Peter Kastner, Pressetext der Skulpturensammlung zu Viersen, www.heimatverein-viersen.de/sammlung/

Organisatorischer Rahmen, Eigentümer

Stadt Viersen, Skulpturensammlung des Verein für Heimatpflege e.V. Viersen von der Kaiser´s Tengelmann A.G., erworben aus Mitteln der Schenkung William Pohl

Kooperationen

Guß: Hermann Noack, Berlin; Stufenaufbau: Jupp Müller, Düsseldorf

Quelle

PublicArtWiki


Bildergalerie

(Klick auf ein Foto offnet Slideshow)


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