„Noch 300 Gramm, dann bekommen Sie Ihre Fünf-Prozent-Auszeichnung!“, versprach sie mir heute Morgen beim allmontäglichen Wiegen. Aha. Schon bei drei Kilogramm, also vor zwei Wochen, schenkte mir die Weight-Watchers-Hunger-Beraterin einen Stern, den ich in mein Wiegeheft einkleben durfte. Wenn das kein Ansporn ist.
Manches ist schon recht albern, immerhin sind auch die anderen mit mir am WW-Programm teilnehmenden Adipositas-Opfer allesamt dem Kindergarten-Alter längst entwachsen. Dennoch wirkt es. Bei mir zumindest: Fünf Kilogramm in vier Wochen abgenommen. Fünf Kilo sind ein ganz schönes Gewicht, das ich jetzt nicht mehr mit mir rumschleppen muss. Allein: Ich finde keine Stelle, an der jetzt fünf Kilo fehlen. Oder, andes gesagt: Man sieht es nicht!
Wo also habe ich fünf Kilo abgenommen? Unter der Zunge, oder zwischen den Zehen? Nach vier Wochen, so war meine Vorstellung, wollte ich schon einen ersten Erfolg sehen können. Das dem nicht so ist, finde ich erstmal nicht so prickelnd.
Dessen ungeachtet werde ich weitermachen. Immerhin hatte ich mir fest vorgenommen, erst nach genau 100 Tagen darüber zu befinden, ob das System zu mir passt, oder nicht. Keiner Menschenseele, schon gar niemandem bei den Weight Watchers, habe ich verraten, dass es mein Ziel ist, in dieser Zeit idealerweise um 20 Kilo leichter zu werden, und ich alles unter 15 Kilo Gewichtsabnahme als Misserfolg anzusehen gedenke. Also: Weiter geht’s.
Dabei ist es eigentlich nicht so, dass ich bisher Hunger gelitten hätte. Es ist viel eher der Verzicht auf lieb gewonnene Essgewohnheiten, der mir mitunter schwerffällt. Die Sonne scheint, sechstausend Leute sitzen unter den Sonnenschirmen vor der Eisdiele – und ich gehe vorbei. Oder abends, wenn ich eines meiner Leibgerichte vor mir habe. Dann sehe ich nach, wie viele Punkte ich für eine Portion Gulasch mit Nudeln aufschreiben muss. Portion? Hahaha! Die schlaue WW-App behauptet, 50 Gramm Spaghetti seien eine Portion. Ich krieg‘ mich nicht mehr ein. Und mein Magen lacht sich schlapp. Fünfzig Gramm! Ich bin es gewohnt, ein Pfund Nudeln zu kochen, von dem ich dann die eine Hälfte gleich esse und den Rest morgen Abend – mit Gulasch, versteht sich, ungefähr eineinhalb Pfund im unzubereiteten Zustand.
Was bleibt mir übrig? Ich begnüge mich mit dem Kinderteller. Naja, von den Nudeln nehme ich 100 Gramm und schreibe ein paar Punkte mehr auf. Und versuche, meinen Magen mit einer zusätzlichen Banane zu versöhnen, die hat 0 Punkte.
Erstmal will ich jetzt die Fünf-Prozent-Auszeichnung haben, unbedingt, wo ich doch so dicht davor bin. Und dann gibt es noch eine, wenn ich mein erstes Wunschgewicht erreicht habe, also nur ein Kilo später. Belohnungen solcher Art sind doch nun wirklich das bisschen Selbstdisziplin wert, oder?
Ich habe gerade erst mit dem Programm von Weight Watchers angefangen und 5 Kilo ist doch schon eine ganze Menge. Ist zwar schon ärgerlich, wenn man es noch nicht sieht, aber irgend wann wird man es sehen und dann weiß man, wofür man die ganze Zeit Punkte gezählt hat.