Kommentar: Kernkraft-Befürworter melden sich zurück

Nach dem erstem Schock kommen die Atomkraftberfürworter aus der Deckung – Argumente sind dieselben – Gewinnstreben vor Sicherheit

Eine kurze Zeit schwiegen die Befürworter der Nutzung von Kernkraft für die Energiegewinnung. Und zwar genau so lange, bis der erste Schock nach der Atom-Katastrophe im japanischen Fukushima abzuklingen begann, bis andere Nachrichten, aus Libyen etwa oder zu den Benzinpreisen, die Spitzenpositionen in den Top-Nachrichten übernahmen.

Jetzt sind sie wieder da, die Atomkraft-Befürworter. Zumindest jene, die nicht in den Wirren der Energiewende zu Grünlingen mutierten, in vorderster Linie vertreten durch Politiker wie den Bundestagsabgeordneten Michael Fuchs (CDU). Auch Unionsfraktionschef Volker Kauder verweigert dem Vorhaben von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), die Laufzeitverlängerung wieder zurückzunehmen, seine Zustimmung, spricht davon, dass es zwar „eine Verkürzung der Laufzeiten geben“ werde, stellt aber nicht klar, ob damit die gesamte, erst Ende 2010 beschlossene Verlängerung der AKW-Laufzeiten gemeint ist. Dies sei während des Atom-Moratoriums festzulegen, sagte Kauder.

Die Argumente der Atomkraftbefürworter und -lobbyisten (wobei das nur schwer auseinanderzuhalten ist) sind vor allem wirtschaftliche. Sie drohen mit der Aussicht auf erhebliche Erhöhungen der Strompreise, sollte es zu einem raschen Abschalten der Atommeiler kommen, und verweisen gern darauf, dass Deutschland Atomstrom importieren müsse, der in im Vergleich zu den hiesigen unsichereren Reaktoren des benachbarten Auslands produziert werde. Dabei sprechen die Fakten dagegen: Die Abschaltung von sieben AKWs hat weder die Atomstromimporte erhöht noch dazu geführt, dass irgendwo ein Licht ausging. Auch wird gern eine gesamteuropäische Lösung verlangt, also ein EU-weit einheitlich zu vollziehender Ausstieg – wohl wissend, dass ein solcher nach gegenwärtigem Stand höchst unrealistisch ist.

Zugunsten der Kernenergie wird immer angeführt, sie sei im Vergleich zu anderen Energieformen besonders preiswert. Dabei wird gern darauf verzichtet, zu erwähnen, dass es keinerlei auch nur annähernd ausreichende Haftpflichtversicherung gegen nukleare Katastrophen gibt, daraus entstehende Kosten also der Allgemeinheit zur Last fallen. Ebenso übrigens wie die Kosten der Endlagerung des radioaktiv verstrahlten Abfalls. Dort gibt es noch überhaupt keine Lösung, weshalb auch im Hinblick auf die entstehenden Kosten niemand eine reele Einschätzung vornehmen kann. Das Problem werden künftige Generationen in ein paar Tausend Jahren zu lösen haben und sich herzlich bei ihren Vorfahren dafür bedanken. Die gesamte Pro-Atom-Kostenrechnung ist daher eine Farce.

Während die japanische Atomsicherheitsbehörde die Schwere der Katastrophe gerade auf die Stufe INES 7 und damit auf den höchstmöglichen Stand angehoben hat, was nun auch einen Vergleich mit Tschernobyl zulässt, beharren die Befürworter auf ihren Standpunkten. Die Ignoranz gegenüber den, wie sich aktuell in Japan beweist, berechtigten Ängsten der Bevölkerung geht einher mit einer beharrlichen Präferenzierung von Profitinteressen der Atomwirtschaft gegenüber den Gefahren für die Allghemeinheit. Und dabei hat sich erst gerade gezeigt, wohin die Verharmlosung realer Katastrophenpotentiale zu „Restrisiken“ führt. Was passieren kann, wenn ein Unfall geschieht in einer Winkraftanlage an der Nordsee, bei dem voraussichtlich eine gewisse Anzahl an Wattwürmern ihr Leben verliert, steht in überhaupt keinem Verhältnis zu den Folgen einer Nuklearkatastrophe: Allein im Umfeld von Biblis leben über vier Millionen Menschen.

Was fehlt, so manchen Anhängern der Atomenergie zumindest, ist der Wille zur Wende. Damit einhergehen sollte auch ein Stück Zuversicht. Und zwar auch Zuversicht in die Fähigkeit deutscher Techniker, bei entsprechender Mittelausstattung in recht kurzer Zeit ganz erhebliche Fortschritte zum Beispiel bei der Entwicklung von Methoden zur Stromspeicherung zu erreichen. Natürlich bedarf es dazu finanzieller Anstrenungen, auch für den Ausbau der Infratruktur zum Transport von Energie.

Deutschland sollte sich, notfalls auch allein, an die Spitze derer setzen, die eine Vollversorgung mit Strom aus erneuerbaren Quellen anstreben. Dann werden sich die Investitionen auszahlen, auch wirtschaftlich. Schon jetzt beschäftigt die Branche mit 366 000 Arbeitnehmern ein Mehrfaches der Belegschaften in der Atomwirtschaft. Warum eigentlich nicht Weltmarktführer werden mit effizienter Windkraft-, Solar-, Speichertechnik? Auf Sicht gesehen, wird ein Land nach dem anderen diesen Weg ebenfalls einschlagen. Und deutsche Ingenieurleistungen haben bislang noch immer ihre Abnehmer gefunden.

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