Mein Kommentar: Der Irrsinn mit dem Quotenzwang

«Wetten, dass…» entwickelte sich vom Familienprogramm mit Pfiff zum platten Spektakel.

Viersen (OPEN REPORT-kpl). Nachdem Frank Elstner 1981 seine ersten Wetten anbot, hat sich das Gesicht der Sendung ständig verändert. Nicht zu ihrem Vorteil, wie zu konstatieren ist.

Denn die mehr als 21 Millionen Zuschauer, die Thomas Gottschalk dann 1987 zusahen, waren nach dem Start des Privatfernsehens nicht mehr erreichbar. Im Kampf um Quoten wurden die anfangs meist besonders originellen Wetten im Laufe der Zeit immer spektakulärer. Fallschirmspringer, die in schwindelnder Höhe in einen Heißluftballon umstiegen oder Motorradfahrer, die eine Skisprungschanze hinabrasten und mehr als achtzig Meter durch die Luft flogen, ließen das Format auch gegenüber den Programmangeboten von SAT1 oder ProSieben bestehen.

Jene waren es auch, die ganz maßgeblich für ein immer ärmlicher werdendes Niveau im deutschen Fernsehen verantwortlich zeichneten. Ihnen jedoch nicht anzulasten ist der Umstand, dass sich öffentlich-rechtliche Sender dem immer mehr anpassten. Unter den Folgen müssen all jene Gebührenzahler leiden, die die besten Dokumentationen oder sich vom ansonsten dargebotenen plumpen Klamauk abhebende Spielfilme, wenn überhaupt, dann nur noch nachts um Zwei sehen können, während zugleich die Sendezeiten für politische Magazine zum Beispiel stark gekürzt wurden.

Und warum das alles? Klar: wegen der Quote. Die Anzahl der Zuschauer entscheidet heutzutage über Erfolg oder Misserfolg einer Sendung – sonst nichts. Dabei ist die Sehbeteiligung für die durch Gebühren finanzierten Sendeanstalten eigentlich eher sekundär, denn Werbespots, deren Preis sich an der Zuschauerquote orientiert, dürfen sie nach zwanzig Uhr gar nicht mehr ausstrahlen. Allein der Wettbewerb mit den Privaten ist es, mit dem sich die öffentlich-rechtlichen Programmacher selbst unter Druck setzen.

Der Fairniss halber darf allerdings auch nicht unerwähnt bleiben, dass bestimmte Politikkreise nur darauf warten, dass der öffentlich-rechtliche Zuschauerzuspruch schwindet: Sinkende Quoten wären für viele Vertreter vor allem aus CDU, CSU und FDP ein gefundenes Fressen, um öffentlich-rechtliche Programme zugunsten privater Anbieter weiter zurückzudrängen.

Dessen ungeachtet zeigt gerade das Unglück bei «Wetten, dass..», wohin die Quotenhörigkeit führt. Von Sensationsgier hochgetriebene Zuschauerzahlen sind offenbar immer noch besser als keine Quote. Es wäre zu hoffen, dass jetzt ein Nach- und Umdenken einsetzt, dessen Ergebnis eine Rückbesinnung auf den öffentlich-rechtlichen Auftrag ist. Wahrscheinlicher ist wohl, dass sich nicht viel ändern wird. Schon wegen der Quoten.

Zum 24PR-Artikel: http://www.24pr.de/article/Der+Irrsinn+mit+dem+Quotenzwang/90938.htm

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