Minister auf der Flucht

Verteidigungsminister zu Guttenberg (CSU) in Afghanistan – Lage zuhause immer prekärer

Viersen (OPEN REPORT-kpl). Es scheint inzwischen festzustehen, dass Verteidigungsminister Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (CSU) ganze Passagen seiner Doktorarbeit ohne Quellenangabe von verschiedenen Autoren übernommen hat. Normal ist, dass die Opposition dieses gefundene Fressen nicht verschmäht. Normal ist auch, dass die Regierungskoalition ihn zunächst einmal energisch in Schutz nimmt.

Für Guttenberg eher ungewöhnlich ist, dass er sich der Auseinandersetzung entzieht. Während er ansonsten sein Image als zupackender und entscheidungsfreudiger Politprofi durch mitunter recht voreilige Entscheidungen untermauert, hat er sich diesmal aufgemacht zu einem Überraschungsbesuch bei den Bundeswehrsoldaten in Kundus. Nun ja, dieser Fall fällt ja auch ziemlich aus dem Rahmen, denn anders als sonst kann er niemanden für die Affäre verantwortlich machen oder gar seines Postens entheben.

Die von ihm gestern noch als «abstrus» bezeichneten Vorwürfe werden derweil immer konkreter. In etlichen Internet-Foren sind die Plagiat-Vorwürfe das aktuelle Thema Nummer Eins. Freiwillige tragen im «GuttenPlag Wiki» immer neue, angeblich kopierte Passagen aus Guttenbergs Dissertation zusammen. Im «Spiegel-ONLINE-Forum» sammeln sich schon Tausende Beiträge zum Thema.

Den womöglich anstehenden Ärger mit den Wissenschaftlern der Universität Bayreuth würde Guttenberg vermutlich ebenso überstehen wie Anfeindungen durch und Auseinandersetzungen mit seinen Widersachern. Aber er profitierte während seines bisherigen Höhenflugs stets davon, dass ihm die Mehrheit der Bevölkerung eine hohe Glaubwürdigkeit zubilligte, ihn als besonders vertrauenswürdig, offen und authentisch wahrnahm. Würde er als Fälscher entlarvt, könnte die Stimmung sich umkehren. Das wäre politisch kaum zu überleben.

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