Dumm, aber wahlberechtigt: Fremdenhass und Verblödung

Richard David Precht

Richard David Precht (51) ist einer der klügsten Denker unserer Zeit - Quelle; ZDF

Artikel aktualisiert am 29.06.2016

„Was mich grundsätzlich ärgert ist, dass die beunruhigten Leute immer über die Fähigkeit verfügen, den Falschen dafür die Schuld zu geben. Dass wir jetzt ausgerechnet den armen Teufeln, die aus Syrien kommen, die ihre Familien und ihr Hab und Gut verloren haben, die Schuld dafür geben, dass vieles schlechter werden könnte, das ist erschreckend dumm.“ – Richard David Precht (51)

Verschiedene haben es schon getan. Sascha Lobo zum Beispiel, im «Spiegel». Sabrina Hoffmann auch, neulich erst bei «Huffington Post». Und gerade heute im Interview mit der «Rheinischen Post» tat es Richard David Precht (s. o.) – nach meiner Meinung einer der klügsten Köpfe unter den zeitgenössischen Denkern. Sie alle verweisen auf den Zusammenhang zwischen intellektuellen Defiziten und Fremdenhass.

Im allgemeinen wird darüber nicht so gern gesprochen, man hält sich lieber etwas zurück. Aber man sollte es das nennen, was es ist, wenn fremdenfeindliche Hetze über jene herniedergeht, die, wie Precht völlig zu recht reklamiert, „ihre Familien, ihr Hab und Gut verloren“ haben: Es ist ganz einfach Dummheit.

Nein, ganz gewiss sind die AfD-Vertreter, die in der ersten oder zweiten Reihe stehen, die Talk Shows kapern und uns aggressiv mit ihrem rechts-nationalen Gedankengut attackieren, nicht als dumm zu bezeichnen. Eher trifft das Gegenteil zu: Hier haben wir es mit einer intelligenten, berechnenden und opportunistischen Spezies zu tun, die genau weiß, was sie tut und darum eine Gefahr für unser Gemeinwesen darstellt.

Gemeint ist die immer größer werdende Schar der Mitläufer und Hinterherrenner, die, die bei den vielen „Gidas“ das „Lügenpresse“ grölende Fußvolk stellen und bei der nächsten Wahl AfD ankreuzen. Denn sie wissen nicht, was sie tun.

Wirklich nicht? Wenn doch, dann haben sie erhebliche charakterliche Defizite und mit der Kultur des „christlichen“ Abendlandes, die sie zu verteidigen vorgeben, nichts am Hut. Denn ihr Gehabe widerspricht so ziemlich jedem christlichen Grundsatz. Und selbst für Nicht-Gläubige gelten ja immer noch die Regeln des menschlichen Miteinanders, ebenso unvereinbar mit Fremdenfeindlichkeit, Fremdenhass und Rassismus. Darum kann man für sie nur hoffen, dass sie eben nicht wissen, was sie tun, weil sie es in Ermangelung der dafür erforderlichen intellektuellen Ressourcen nicht begreifen können.

Denn dann sind sie einfach nur das, wofür viele erwiesenermaßen kluge Menschen, die das immer öfter laut sagen, sie halten: Schlicht und ergreifend eben nur dumm. Allerdings mit Wahlrecht – was man mit einigem Grund bedauern darf.

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