RTL-Dschungel für den Grimme-Preis nominiert
Hans-Ulrich Jörges ist schon des öfteren durch absonderliche und abenteuerliche Interpretationen und Bewertungen zeitgeschichtlicher Ereignisse aufgefallen. Als er aber in der ZDF-Quasselrunde „Markus Lanz“ des gleichnamigen Gottschalk-Erben die RTL-Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ in den höchsten Tönen lobte und ihr attestierte, dass es sich dabei um hervorragende Unterhaltung handele, wusste er vielleicht schon, dass in den Wettbewerbs-Jurys des Grimme-Instituts diese besonders bösartige, hochinfektiöse Form des Dschungelfiebers ausgebrochen ist, die für die rasante Vernichtung von Gehirnzellen sorgt. Denn Jörges ist selbst infiziert. Die Schauspielerin Katrin Sass blieb zwar vom Virus verschont. Dafür erlitt sie fast einen Herzinfarkt, weil sie sich über die Nominierung der RTL-Sendung für einen Grimme-Preis aufregen und über die Anwesenheit eines Ex-Dschungelkönigs ärgern musste, in Rage geriet. das ganze Studio zusammenschrie und von Lanz gar nicht mehr eingefangen werden konnte. Ihr sei gute Besserung gewünscht. Dem Jörges eigentlich weniger.
Neben dem bedauerswerten Joey, der in diesem Jahr offizieller Dschungelkönig wurde, profitiert von der Sendung aber besagter Markus Lanz. Denn seit dem Start der Staffel vergeht keine Sendung, ohne dass Lanz sich an dem Thema abarbeitet. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Joey wurde Dschungelkönig, weil alle Welt Mitleid mit ihm hatte. Das ist aber auch wirklich berechtigt, muss er doch, und das ist wirklich traurig und wird wohl zeitlebens so bleiben, mit weniger Gehirnzellen auskommen, als ein Huhn braucht, um nicht umzufallen. Womöglich ist er der Infektionsherd? Rätsel gibt aber der Übertragungsweg auf: Wie, zum Geier, sollte Joey schon mit Juroren vom Grimme-Institut in Kontakt kommen?
Vermutlich war es so: Jörges war heimlich im Camp, um streng geheime Bewerbungsgespräche für die nächste Staffel zu führen, denn da will er unbedingt rein, um dann rausgeholt zu werden, und begegnete Joey. Anschließend traf er einen der erwähnten Juroren, bei dem er sich beschweren wollte, dass er selbst noch keinen Grimme-Preis gekriegt hat, nicht mal den für Online, und das, wo er doch in jeder freien Minute in Talk-Shows rumhockt und dummes Zeug redet. Und schon war’s passiert.
Markus Lanz ist gottlob vor Ansteckung gefeit, denn seine dicke Schleimschicht ist ein wirkungsvoller Schutz. Sie hilft ihm auch bei der Dehnung so manchen Musculus sphincter ani externus (das ist der äußere Schließmuskel am Anus) – eine unabdingbare Fertigkeit, wenn man auf permanente Arschkriecherei angewiesen ist.
Und so haben letztlich fast alle was vom Dschungel-Camp: Joey, weil er die Kohle einsacken und sich mal wieder was Richtiges zum Essen kaufen kann, wobei Verstand ja leider nicht portionsweise gegen Geld zu haben ist. Der Jörges, weil er die Chance hat, nächstes Mal Dschungelkönig zu werden und so doch noch einen Grimme-Preis zu kriegen, was wichtig ist, so lang das ein reiner Fernsehpreis ist und er mit seinem Geschreibsel keine Chance hat, auch nicht mit noch so bekloppten Thesen. Die Sass, weil sie sich nochmal aufregen kann, aber frag nicht wie, wenn RTL den Grimme-Preis wirklich erhält, und es so ein schönes Gefühl ist, wenn der Blutdruck wieder runterfährt. RTL, weil sich so viele Leute den Schwachsinn angeschaut haben und es ganz viel Werbeeinnahmen gab. Das ZDF weniger, weil zwar mehr Zuschauer den Lanz einschalten, um die Zeit aber keine öffentlich-rechtliche Werbung mehr erlaubt ist. Am meisten aber der Lanz, der immer berühmter und reicher wird und schon deshalb niemals selbst ins Dschungelcamp darf, dafür aber bestimmt bald einen eigenen Grimme-Preis kriegt, wenn er nochmal drei Monate jeden Abend an dem Dschungel-Thema rumlutscht. Und deshalb gehört in Wirklichkeit ihm der Titel des Dschungelkönigs.
Am wenigsten profitiert von all dem der Grimme-Preis, dessen einstmals über allem stehendes Renommee jetzt komplett im Eimer ist oder, besser gesagt: auf Dschungelcamp-Niveau. Von den Zuschauern, die solche Sendungen für gequirlte Scheiße halten, gar nicht zu reden.