Ablöseforderung der Grünen für Habeck inakzeptabel: Andrea Nahles, Pippi-Langstrumpf-Imitatorin und nebenberufliche Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD, hat heute ihren Rückzug aus der Politik angekündigt.
Das stellt die SPD vor kaum überwindbare Probleme. Denn es ergibt sich die schlichte, aber für die Partei existentiell bedeutsame Frage: Was nun? Die Verhandlungen über einen Wechsel von Robert Habeck zur SPD sind, wie man hört, erstmal an der „unverschämten Vorstellung“ gescheitert, die die Grünen von der an sie zu zahlenden Ablösesumme haben sollen. Aus den eigenen Reihen scheint niemand in der Lage zu sein, in dieser schwierigen Situation die Führung zu übernehmen.
Olaf Scholz und Martin Schulz scharren zwar bereits mit den Hufen, und sogar Gerhard Schröder will noch einmal seinen Hut in den Ring werfen, wenn ihm Wladimir Putin bis Ende der Woche sein Okey gibt (richtiger: sein „хорошо“). Sigmar Gabriel sieht sich selbst als beste Alternative, zumal Frank-Walter Steinmeier leider noch diesen lästigen Job als Bundespräsident am Bein hat.
Sicher, es gibt dank des rasanten Taktes beim Führungswechsel in der Vergangenheit einige weitere, noch lebende Ex-Vorsitzende. Aber bei der Parteibasis am besten durchsetzbar wäre sicherlich ein neues Gesicht. Und da wären wir wieder bei Robert Habeck, den Umfragen-Gott und attraktivsten Parteiführer. Kein anderer verfügt über dessen Kombination von Charme und Intellekt, die ihm zu erheblichen Rattenfänger-Qualitäten und unzähligen auf die Wahlveranstaltungs-Bühnen geworfenen Damen-Höschen verhilft, der seine Kompetenz zudem noch durch eine klare Grundhaltung zu ergänzen weiß.
Und genau die soll der oder die Neue in der SPD manifestieren: Eine deutlich erkennbare Grundüberzeugung, eine feste Haltung zu den aktuellen Problemen ebenso wie zu den Themen der Zukunft. Sobald sich eine Aufgabenstellung andeutet, soll die Partei einen Lösungsweg erarbeiten, der sich einzig an den Grundwerten der Partei ausrichtet und nicht an den Interessen von VW, Bayer, Daimler oder irgendwelchen Lobby-Verbänden. So möchte man gern endlich zur Kenntnis nehmen, dass es keinen Sinn macht, sich für Arbeitnehmerrechte im herkömmlichen Sinn stark zu machen, weil das Arbeitsverhältnis der Zukunft ganz anders aussehen wird und außerdem kaum noch jemand gewerkschaftlich organisiert oder an einer wirklichen Vertretung seiner Arbeitnehmer-Interessen interessiert ist. Die meisten derjenigen, die derzeit als Angestellte tätig sind, werden schon in wenigen Jahren so etwas wie Freiberufler sein, sich mit anderen auf Online-Plattformen zusammenschließen und Projekte übernehmen, ergebnisorientierte Problemlösungen für ihre Auftraggeber erarbeiten und danach entscheiden, ob, wann und mit wem sie den nächsten Auftrag annehmen.
Die Rechte dieser nach heutigem Verständnis freiberuflich Tätigen zu vertreten, die Ausgestaltung der Bedingungen für die neue Arbeitswelt zu bestimmen könnte sich die SPD zum Programm machen, gleichfalls die Reformierung und Optimierung des gesamten Bildungssystems und die massive Förderung der Forschung – eine Aufzählung ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, denn es gilt noch viel mehr zu tun. Wenn das alles verknüpft würde mit einem ganz neuen Bewusstsein für ökologische Belange, könnte die SPD sogar wieder interessant werden für all jene, die weniger als eine Million Euro im Jahr verdienen.
Und was braucht man dazu? Politiker mit Sachverstand und Rückgrat, natürlich; vielleicht wachsen ja gerade welche bei den Jusos heran. Und natürlich eine charisamatische Parteiführung.
Da bleibt fürs Erste wohl nur Robert Habeck. Die SPD sollte nicht rumheulen, sondern einfach eine Schippe drauflegen. Die Bayern kriegen letztendlich auch immer, wen sie wollen.