Der Alptraum wird wahr – Trump gewinnt die Wahl

Donald Trump

Donald Trump - Foto: © Gage Skidmore [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Nun ist das Unvorstellbare also passiert: Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen. Im Widerspruch zu den meisten Prognosen und Voraussagen von Experten setzte sich der Republikaner gegen seine demokratische Kontrahentin Hillary Clinton durch.

Wie konnte das passieren? Ganz offensichtlich ist die Frustration innerhalb der ehemals dem Mittelstand zuzuordnenden Bevölkerungskreise, die sich trotz guter wirtschaftlicher Grunddaten von der Entwicklung abgehängt und von der politischen Elite im Stich gelassen fühlen, noch größer als vermutet. Die weißen Amerikaner ohne Collage-Abschluss repräsentieren ein Drittel der Wählerschaft und haben zu zwei Dritteln Trump gewählt – das ist die rechnerische Erklärung für den Überraschungssieg.

Es sind vielfach Industriearbeiter, die in Folge der Globalisierung ihre Existenzgrundlage verloren haben, die sich allen faktisch belegten Argumenten verweigern und nicht mehr anders zu helfen wissen, als einem infantilen, verlogenen Populisten auf dem geistigen Entwicklungsstand eines Fünfjährigen die Gelegenheit zu verschaffen, sein krankes Über-Ego noch weiter zu übersteigern.

Nimmt man den überraschenden Ausgang der Brexit-Abstimmung in Großbritannien hinzu und berücksichtigt auch die Entwicklungen in Deutschland und anderen EU-Ländern, in denen rassistische, fremdenfeindliche Nationalisten großen Zulauf verzeichnen, ergibt sich ein düster stimmendes Gesamtbild von den Gesellschaften der westlichen Hemisphäre. Breite Bevölkerungsschichten wissen sich gegen die versagenden Eliten, die nur die weitere Vergrößerung der ohnehin schon immens angewachsenen Ungleichheiten und somit den eigenen Vorteil im Auge haben, nicht anders zu wehren, als ihren Protest an der Wahlurne auszudrücken – indem sie bestehenden Strukturen das Vertrauen entziehen. Das tun im Übrigen nicht nur die Arbeitslosen, wie die Wahlergebnisse der Rechtspopulisten zeigen.

Maßgeblich für den Niedergang des Mittelstands in den westlichen Industrieländern ist neben der Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer die Stagnation der Löhne für die verbliebenen Arbeitsplätze, während die Reichen gewaltige Vermögenszuwächse realisieren und Manager ihre Einkommen in teilweise groteske Sphären hochtreiben konnten.

Dass die Löhne mit der Entwicklung nicht Schritt halten konnten, dass selbst gut ausgebildete, qualifizierte und spezialisierte Arbeitnehmer ihre Familien kaum noch ernähren können und in der ständigen Angst vor einem Absturz ins Prekariat leben, hängt auch zusammen mit der geschwundenen Macht der Gewerkschaften. Denen laufen seit Jahren die Mitglieder davon, und der mangelhafte Organisationsgrad beraubt die Arbeitnehmervertreter der wichtigsten Druckmittel; die Durchsetzung angemessener Lohnforderungen ist inzwischen in vielen Branchen unmöglich.

Es wird schwer, die unheilvolle Entwicklung wieder einzufangen. Und es wird nicht passieren, sofern die wohlhabenden Eliten der betroffenen Staaten nicht bald zur Vernunft kommen, ihre Gier zu zügeln lernen und die Einsicht gewinnen, dass jene, die ihren Erfolg erwirtschaften, auch angemessen daran zu beteiligen sind. Und den Protestwählern würde es entschieden mehr helfen, nicht fortwährend bei Wahlen ihren Frust auszuleben und anti-demokratischen Bewegungen zu ihnen nicht zustehendem Einfluss zu verhelfen, sondern den Schulterschluss zu üben und sich wieder verstärkt durch Gewerkschaften vertreten zu lassen, die ihre Interessen gegenüber der Wirtschaft dann auch aus einer gewachsenen Machtposition heraus viel wirksamer durchsetzen könnten.

Die Vorteile für den „kleinen Mann“ jedenfalls wären sehr deutlich spürbar – Populisten in Machtpositionen helfen ihm hingegen überhaupt nicht.

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